Altlasten und Ewigkeitskosten

Altlasten und Ewigkeitskosten

Engagiert, bewegend, mit leidenschaftlichen Appellen nicht nur an das Publikum, sondern an die gesamte Menschheit: Univ.-Prof. Dr. Verena Winiwarter, erste Umwelthistorikerin Österreichs und auch „Wissenschaftlerin des Jahres 2013“, versteht sich nicht als Forscherin, die sich in Archiven eingräbt und in den Elfenbeinturm flüchtet: Ein zahlreich ins OVAL erschienenes Auditorium konnte sich überzeugen, dass Altlasten und Ewigkeitskosten so lebensfremd und weit entfernt nicht sind, wie sie vielleicht klingen mögen: Das Problem der Endlagerung von Atommüll ist nach wie vor ungelöst – ein einziges Endmülllager weltweit existiert, an der Schärenküste Finnlands. Trotz gigantischen Forschungs- und Vorbereitungsaufwands haben selbst die USA noch kein Endlager für den kommerziellen wie militärischen Atommüll zur Hand. Doch auch wenn die Belastung durch diesen Müll zehntausende Jahre anhalten wird, sind es keine Ewigkeitskosten – hierzu stellte Prof. Winiwarter noch ganz andere Beispiele vor, die uns noch viel näher liegen als die amerikanische Atomfrage: Dramatische Bilder unterstrichen die Situation des sinkenden Untergrunds im Ruhrgebiet, als Folge der jahrzehntelangen Bergbautätigkeit. Hierzu gibt es, so Winiwarter, keine dauerhafte Lösung: Die über 200 Mio. Euro jährlich, die dazu notwendig sind, um den Senkungsprozessen im Ruhrgebiet Einhalt zu gebieten, müssen bis in alle Ewigkeit aufgebracht werden. Ressourcenschonung, Müllvermeidung, aber auch Abrüstung und – letztlich – Frieden sind in den Augen der Wissenschaftlerin die einzigen Möglichkeiten der Menschheit, nicht an ihren Altlasten und Ewigkeitskosten zugrunde zu gehen.

 

Bildnachweis: Verena Schreiber
Univ.-Prof. Dr. Verena Winiwarter (Klagenfurt) mit Univ.-Prof. Dr. Werner Gamerith (Vorstand GeoComPass SALZBURG, li.) und Univ.-Prof. Dr. Andreas Koch (stv. Vorstand GeoComPass SALZBURG, re.)