Toleranzkultur im Istanbul vor 200 Jahren – ein Modell für die Zukunft?

GeoComPass AKTUELL | Die Widrigkeiten in der heutigen Türkei täuschen über die vielen Jahrhunderte hinweg, in denen sich die osmanische Gesellschaft offen und tolerant entwickelte und viele Kulturen und Religionen am Bosporus zuließ. Die Toleranz war so ungewöhnlich, dass auswärtige Reisende sie in ganzen Tagebüchern eingehend würdigten. Kann diese Geisteshaltung heutzutage wiederentdeckt werden und als Modell für eine gedeihliche Zukunft dienen?

GeoComPass AKTUELL | Die Widrigkeiten in der heutigen Türkei täuschen über die vielen Jahrhunderte hinweg, in denen sich die osmanische Gesellschaft offen und tolerant entwickelte und viele Kulturen und Religionen am Bosporus zuließ. Die Toleranz war so ungewöhnlich, dass auswärtige Reisende sie in ganzen Tagebüchern eingehend würdigten. Kann diese Geisteshaltung heutzutage wiederentdeckt werden und als Modell für eine gedeihliche Zukunft dienen?

Referent/in

Quintern, Detlev
Prof. Dr.

Start

1. April 2025 - 19:30

Ende

1. April 2025 - 21:30

Adresse

Natur- und Lebenswissenschaftliche Fakultät, Grüner Hörsaal, Hellbrunnerstraße 34, A-5020 Salzburg   Zu Google Maps

Während Alexander Humboldt zu Beginn des 19. Jahrhunderts in die „Neue Welt“ nach Südamerika aufgebrochen war, plante sein Göttinger Studienfreund Ulrich Jasper Seetzen, über Konstantinopel forschend nach Afrika zu reisen. In Konstantinopel hielt sich der junge Jeveraner Forscher 1802 auf, wo er die Stadt am Bosporus eingehend erkundete. Den unterschiedlichen Kulturen und Glaubensweisen brachte er besondere Aufmerksamkeit entgegen. Seetzen näherte sich der kulturellen Vielfalt unvoreingenommen und vorurteilslos. Es sind die intuitiven Näherungen an das Unbekannte, die ein lebendiges Panorama des Zusammenlebens der vielfältigen Kulturen und Glaubensweisen im alten Istanbul aufscheinen lassen. Mit großer Liebe zum Detail beschreibt und vergleicht Seetzen Zeremonien, Gebräuche, Gewohnheiten, Riten, Kinderspiele, Tänze und die entsprechende Kleidungen der verschiedenen islamischen (Sufismus), christlichen (armenischen, griechisch-orthodoxen) und jüdischen Gemeinschaften in seinem Tagebuch. Das Zusammenleben der Kulturen ist von Toleranz und Harmonie geprägt. Die dichten Beschreibungen des Alltags im vergangenen Istanbul regen dazu an, das Tagebuch von Seetzen mit Blick auf die Gegenwart zu lesen: ist die historische Toleranzkultur ein Modell für die Zukunft?

Bildnachweis: Ernst Struck